25. Pilztagung in Wiesbaden-Niedernhausen

Auch nach 25 Jahren noch viel zu besprechen

Dass es zum Thema biogene Schadstoffe auch nach 25 Jahren noch viel zu besprechen gibt, zeigte sich auf der 25. Pilztagung, die vom 21. bis zum 22. Juni in Wiesbaden-Niedernhausen ihr Jubiläum feierte. Unter dem Motto „25 Jahre Pilztagung – 25 Jahre Forschung und Lehre“, griffen Referenten unterschiedlichster Disziplinen juristische, baubiologische und medizinische Fragestellungen auf.

Am ersten Tag, dem Tag der Workshops, erläuterten beispielsweise Dr. Christoph Trautmann, Karin Götz und Bernhard Eckhardt über die Möglichkeiten und Grenzen der Feinreinigung von mikroporösen Oberflächen. Zu Beginn wurden häufig vorzufindende Oberflächenbeschaffenheiten visualisiert und Oberflächen, die makroskopisch glatt wirken, auf der mikroskopischen Ebene betrachtet. Der mikroskopische Blick verdeutlichte selbst bei glatt wirkenden Materialien wie Gips oder Kalk-Sand-Putz die vorliegenden Vertiefungen und Hohlräume. Bereits dieser Vergleich machte deutlich, dass der Feinreinigung von üblichen Oberflächen Grenzen gesetzt sind.

Im praktischen Teil des Workshops konnten Teilnehmer in Arbeitsgruppen die Kombination der unterschiedlichen Parameter an verschiedenen mit Proteinpulver präparierten Materialien ausprobieren. Hierzu standen den Teilnehmern neben kontaminierten Materialien auch Sauger mit variablem Saugvolumen und vor allem Bürstenköpfe mit unterschiedlicher Geometrie zur Verfügung.

Die Teilnehmer einer Arbeitsgruppe konnten vor und nach der Feinreinigung ihre eigenen Folienkontaktproben entnehmen, die in einem Mikroskop live betrachtet werden konnten.

Abschließend wurde ein aktuelles Forschungsprojekt vorgestellt, in dem für den Nachweis einer erfolgreichen Feinreinigung ein einfacher Test entwickelt wurde.

Tief Luft holen
Thomas Verhoeven stellte in seinem Workshop „Lüftungskonzepte mit Fensterfalzlüfter“ vor.  Vermehrte Schimmelschäden bei Neubauten und Sanierungsobjekten zeigen, dass Lüftungskonzepte immer wichtiger werden, nicht umsonst sind sie bei Neubauten Vorschrift. Er führte vor, wie Lüftungskonzepte mit Fensterfalzlüftern mittels eines Berechnungstools schnell und einfach erstellt werden können. Dazu wird anhand vordefinierter Parameter ermittelt, ob eine lüftungstechnische Maßnahme überhaupt erforderlich ist. Ist sie erforderlich, erhält man in der Zusammenfassung der Analyse einen schnellen Überblick über die Anzahl der Lüfter, die Luftwechselrate und den geplanten Volumenstrom.

Mit Luftaustausch beschäftigte sich auch der Workshop von Adriane Aust mit dem Titel „Schimmelpilze in Klimaanlagen – Hygieneuntersuchungen nach VDI 6022“. Sie erläuterte, dass grundsätzlich der Betreiber für den hygienischen Betrieb seiner Anlage verantwortlich sei. Er müsse im Streitfall belegen können, dass seine Anlage regelmäßig hygiene-kontrolliert beziehungsweise inspiziert werde und den gültigen Anforderungen entspricht.

Sie wies darauf hin, dass nur VDI 6022 Kat. B beziehungsweise Kat. A geschultes Personal diese Untersuchungen vornehmen dürften. Trotzdem lohne es sich gerade für Baubiologen und Sachverständige, über Basiswissen zu verfügen und ausreichend sensibilisiert zu sein, weil immer mehr Büro- und Wohngebäude mit Klimageraten ausgestattet seien.

Sanierung von Hochwasserschäden
Großen Raum nahm am zweiten Veranstaltungstag das Thema Überschwemmungen beziehungsweise Hochwasserschäden ein. Stefan Betz, Dennis Doll, Helmut Gansohr, Dr.-Ing. Wolfgang Lorenz, Horst-Bernd Schür und Florian Schwan erläuterten in ihrem gemeinsamen Vortrag ihre „Vorgehensweise bei Schäden durch Überschwemmungen: Das BSS-Hochwasser“. Von der Erstbegehung bis zur Abnahme schilderten sie in ergreifenden Details, welche Schäden an Objekten und Infrastruktur sie nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal zu sehen bekamen, wie sie versuchten damit umzugehen und gemeinsam Hilfe für die Betroffenen organisierten. Deutlich wurde im Anschluss an den Vortrag, dass es auch in Zukunft wichtig ist, die Erfahrungen aus diesen Ereignissen zu nutzen und auszubauen.

Neu: Leitfaden „Probenahme und Bewertung von Fäkalbakterien“
Mit dem Titel „Probenahme und Bewertung von Fäkalbakterien“ stellte Dr. Christoph Trautmann zu Ende der Tagung den neuen Leitfaden des Berufsverband Deutscher Baubiologen (VDB) vor. Unter der Leitung von Dr. Trautmann wurde in den letzten zwei Jahren auf Grundlage des VDB-Infoblatts ein Gelbdruck des neuen „VDB-Leitfaden zur Beurteilung und Sanierung von Fäkalschäden in Gebäuden“ erstellt. Neu in den Leitfaden aufgenommen sind Ergebnisse eines internen Forschungsprojektes zur Hintergrundkonzentration von Fäkalkeimen, bei denen die allgemeine Verbreitung beziehungsweise Hintergrundwerte von coliformen Bakterien und Enterokokken im genutzten häuslichen Umfeld ermittelt wurden. Zusätzliche Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt sind biologische Daten durch Angaben zu Fäkalbakterien, die häufig bei Fäkalschäden auftreten sowie zu deren üblichen Konzentrationsbereichen. Der Leitfaden enthält wichtige Hinweise zum Arbeitsschutz und ein allgemeines Schema mit den notwendigen Schritten einer Sanierung von Fäkalschaden.
Einer der Gründe für die Neufassung des VDB-Leitfadens ist die notwendige Umsetzung der Biozid-Verordnung. Nicht nur für Sanierungsfachbetriebe, sondern auch für Sachverständige, welche Sanierungskonzepte erstellen, dürfte die von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) geführte Datenbank der zurzeit in Deutschland zugelassenen Biozide sowie eine weitere Suchmaske zur Recherche nach bisher verwendeten Bioziden von Relevanz sein. Am Ende des Leitfadens ist daher ein kurzer Überblick gegeben, wo man die Datenbanken im Internet findet und wie eine Recherche erfolgen kann.
Der Gelbdruck des „VDB-Leitfaden zur Beurteilung und Sanierung von Fäkalschäden in Gebäuden“ kann unter:https://baubiologie.net/publikationen/downloads/ heruntergeladen werden.

Die 25. Pilztagung war mit mehr als 250 Teilnehmern ausgebucht. Im nächsten Jahr findet die Veranstaltung am 20.+ 21. Juni wieder in Wiesbaden-Niedernhausen statt.  

Text mit freundlicher Genehmigung 

B + B Bauen im Bestand
Ein Service der Rudolf Müller Mediengruppe
Verfasserin: A. Papkalla-Geisweid